Barockgarten
Zu den bedeutendsten Traditionen der europäischen Gartenkunst zählt zweifellos der Barockgarten. Er entstand in Frankreich seit dem 17. Jahrhundert während des Zeitalters des Barock, daher heißt er auch französischer Garten. Die Barockgärten dienten vor allem der Darstellung königlicher Macht und entfalteten eine lang anhaltende Wirkung auf ganz Europa, wo sie an vielen Höfen nach dem französischen Vorbild angelegt wurden und noch heute als Schlosspark zu besichtigen sind.
Vorreiter und Zentrum für die Entwicklung des Barockgartens wurde Frankreich. Der größte und bedeutendste Barockgarten weltweit ist der Schlosspark von Versailles. Er wurde zwischen 1662 und 1689 unter der Federführung von André Le Nôtre, dem obersten königlichen Gartenbaumeister von Ludwig XIV, angelegt. Le Nôtre gestaltete neben Versailles zahlreiche weitere Barockgärten und prägte die europäische Gartenkunst maßgeblich. Der französische Gartenbaumeister ließ sich von den italienischen Renaissancegärten inspirieren, griff zahlreiche Elemente davon auf und erweiterte sie zu einer neuer Gartenart.
Der Barockgarten von Versailles hatte nur ein Ziel: die absolute Macht des französischen Königs zu repräsentieren. Ludwig XIV., der Sonnenkönig, versammelte den französischen Adel am Hof von Versailles. Zur Unterhaltung des Adels fanden fortwährend Feierlichkeiten im Schloss und im Barockgarten statt, in dem sich nicht nur etliche kleinere Ziergärten oder Lustwäldchen befanden, sondern auch Bauwerke, Skulpturen und eine Menagerie, dem Vorläufer des Zoos, mit exotischen Tieren.
Der Barockgarten von Versailles liegt auf einem großflächigen Gelände, umgeben von ausgedehnten Wäldern. Um eine Vorstellung von der Größe des Barockgartens zu gewinnen muss man wissen, dass er über 75.000 gestutzte Bäume und mehr als 1400 Fontänen aufwies. Um die aufwändigen Wasserspiele zu ermöglichen, wurde ein eigenes Kanalsystem mit über 600 km Leitungen gebaut. Dennoch reichte das Wasser nicht aus, um gleichzeitig alle Fontänen zu betreiben. Deshalb sprudelte das Wasser nur da, wo sich der König gerade mit seinem Gefolge aufhielt.
Die Form des Barockgartens war von strenger Geometrie beherrscht. Bäume, Hecken und Blumen wurden regelmäßig nach genauen Vorgaben geschnitten. Die gesamte Bepflanzung und Anordnung sollte die Gestaltungskraft des absolutistischen Monarchen eindrucksvoll zum Ausdruck bringen. Das Schloss von Versailles bildet aus diesem Grund das Zentrum des Parks, von ihm aus erstreckt sich eine sehr breite Allee mit großer Länge. Diese so genannte königliche Allee ist die Mittelachse des enorm großen Parks. Alle Wege in Versailles verlaufen sternförmig und sind so angelegt, dass sie irgendwann einmal diese Mittelachse kreuzen. Die Mittelachse führt zum Großen Kanal, und darüber hinaus in die Stadt Versailles. Die Botschaft dieser Anordnung lautete unmissverständlich: alle Wege führen zum König. Links und rechts der breiten Mittelachse waren Rasenflächen und Beete angepflanzt, an die größere Baumbestände grenzten. Je weiter man sich von der großen königlichen Allee entfernt, desto mehr Abzweigungen entstehen, wodurch immer neue Richtungen eingeschlagen werden können. Trifft der Besucher von den Seitenwegen auf die weitläufige Mittelachse sieht er, wie sich das Schloss von Versailles majestätisch über die gesamte Anlage erhebt.