Sauerampfer – Ein Gedicht von Wildkraut
Wer kennt es nicht, das Gedicht von Joachim Ringelnatz über ein „Arm Kräutchen“, den Sauerampfer. Zumindest die ersten zwei Zeilen sind Allgemeingut: Ein Sauerampfer auf dem Damm / Stand zwischen Bahngeleisen… In der Tat ist der Sauerampfer ein Kraut, das keine großen Ansprüche an den Standort stellt. Er liebt zwar besonders lehmigen Boden mit viel Stickstoff, wächst jedoch auf fast jeder Wiese, die noch nicht kultiviert wurde und schmeckt – wie der Name schon sagt – säuerlich-würzig.
Das wild gedeihende Knöterichgewächs findet sich häufig auf feuchten Wiesen sowie an den Ufern kleiner Bäche und Flüsse. Hessen kennen es als eines der 7 Kräuter für die berühmte Grüne Sauce, das hessische Regionalgericht, das schon Goethe liebte.
Das saure Gewächs wurde bereits von den alten Griechen und Römern gegen Verdauungsbeschwerden verzehrt. Mit dem Rhabarber, einer weiteren Knöterichpflanze, hat Sauerampfer den hohen Gehalt an Oxalsäure gemeinsam. Diese Zutat sorgt für den Mund zusammenziehenden Effekt und die stumpfen Zähne.
Oxalsäure ist in hohen Dosierungen giftig, doch niemand wird wohl soviel Sauerampfer zu sich nehmen, dass er kritische Konzentrationen erreichen würde. Dazu ist der Geschmack einfach zu intensiv. Allerdings sollten Menschen, die zu Gicht, Arthritis, Rheuma oder Nierenproblemen neigen, ganz auf oxalsäurehaltige Nahrungsmittel verzichten.
Alle anderen können die sauren Blätter verwenden, um ihr Vitamin-C-Depot zu füllen, denn Sauerampfer enthält ähnlich viel Vitamin C wie Zitronen. Schon im Mittelalter wurde er darum von Seeleuten verzehrt, um der Skorbut entgegenzuwirken.
Auch Sebastian Kneipp empfahl das Kraut gegen diese Mangelkrankheit. Ein Sauerampfertee soll nach der Volksheilkunde auch gegen Würmer bei Kindern helfen. Dazu überbrüht man ein paar Gramm Sauerampferblätter mit heißem Wasser, filtriert den Sud nach einigen Minuten Ziehzeit und nimmt ihn in kleinen Schlucken zu sich.
In erster Linie aber ist Sauerampfer kein Heil-, sondern ein Nahrungsmittel. Als solches findet er in den letzten Jahren immer mal wieder in der Gourmetküche Verwendung, als Gemüse, kurz angekocht und in Butter gedünstet, oder als würzige Salatzutat. Eine andere klassische Verwendung ist die bodenständige Sauerampfersuppe. Verwenden Sie in jedem Fall möglichst nur feine, grüne Blätter ohne rötliche Löcher.
Sauerampfersuppe
Dazu hacken Sie 300-400 Gramm Sauerampfer, dann schälen Sie drei mittelgroße Kartoffeln und schneiden sie in kleine Würfel. Nun zerkleinern Sie einige Zwiebeln oder Schalotten und dünsten sie im Topf an, am besten in Butter oder Butterschmalz. Sind die Zwiebeln glasig, heben Sie den Sauerampfer und die Kartoffeln unter die Zwiebeln und braten sie kurz mit an.
Löschen Sie alles mit anderthalb Litern Gemüsebrühe. Wenn Sie möchten, können Sie auch einen Schuss Wein hinzugeben. Würzen Sie mit Salz und Pfeffer, legen Sie den Deckel auf und lassen Sie alles bei mittlerer Hitze zehn bis fünfzehn Minuten köcheln.
Dann nehmen Sie die Suppe vom Herd und pürieren die festen Inhalte mit dem Pürierstab. Lassen Sie die Suppe noch ein wenig auf dem Herd ziehen, schneiden Sie in der Zwischenzeit einige Scheiben Weißbrot in Würfel und und rösten Sie diese in Butter.
Die fertige Suppe geben Sie in Schälchen, dazu die gerösteten Weißbrotwürfel und ein Klecks Sahne oder Schmand. Guten Appetit
Wenn Sie auf den Geschmack gekommen sind und Sauerampfer in Ihrem Garten anpflanzen wollen, dann denken Sie daran, dass die Pflanze, wenn sie einmal Fuß gefasst hat, nur schwer wieder zu entfernenn ist. Ihre Samen bleiben mehrere Jahre im Boden keimfähig, und auch aus Teilen der bis zu 1,5 Meter tiefen Wurzeln können sich neue Pflanzen bilden.